
Porträt Gudrun
Stubenpeter:
Sag mal Gudrun, du warst zuletzt in einem „Hauskindergarten“ – Warum bist du denn jetzt im Wald?
Gudrun:
Eigentlich bin ich ja schon ein alter Hase im Wald, das erste Mal habe ich bereits 2005 ausgeholfen. Von 2008 bis 2012 war ich als 450€ Kraft beschäftigt, zu meiner Teilzeitstelle im Förderzentrum für motorische und körperliche Entwicklung.
Als ich nach meiner Elternzeit 2018 wieder arbeiten wollte, hat sich eine Stelle im „Hauskindergarten“ angeboten. Dort konnte ich einen schönen Einblick in den Kindergartenalltag gewinnen und einiges lernen.
Ich habe aber gemerkt, dass es für mich persönlich eine große Bereicherung ist, den Tag im Wald und an der frischen Luft zu verbringen und habe die Chance genutzt wieder in den Waldkindergarten zurückzukehren.
Stubenpeter:
Was gefiel/gefällt Deinen eigenen Kindern im Waldkindergarten?
Gudrun:
Meinen zwei Jungs (geb. 2012 und 2016) haben das Toben, Matschen und Raufen im Kindergarten total genossen.
Sie konnten auf die höchsten Bäume klettern, Lager bauen, am Bach spielen, Schneeballschlacht machen und stundenlang Bob fahren, sich am Feuer wärmen, Stockbrot und Bratapfel braten, mit Steinen rechnen und ihren Namen in den Schnee pieseln 😉
Sie wurden liebevoll begleitet, konnten ihre Sozialkompetenzen trainieren und stärken, sich streiten und wieder vertragen.
Sie durften Kind sein, Regeln lernen, und doch ihren eigenen Bedürfnissen nachgehen.
Zudem konnten sie selbst kreativ werden oder sich von den Angeboten der Erzieher inspirieren lassen.
Ihnen wurden Bilderbücher vorgelesen, Geschichten und Märchen erzählt, mit ihnen gesungen und musiziert, die Feste im Jahreskreis gefeiert, Ausflüge (z.B. zur Polizei oder ins Theater) gemacht. Und manchmal haben sie sogar die Stille des Waldes genossen.
Stubenpeter:
Ihr seid ja oft im Wald unterwegs – was ist denn da Dein „Lieblingsplatz“ und was gefällt Dir dort am besten?
Gudrun:
Ja genau, wir gehen immer wieder an verschiedene, aber feste Plätze im Wald. Jeder dieser Plätze bietet besondere und unterschiedliche Möglichkeiten. Mein persönlicher Lieblingsplatz ist der sogenannte Blätterplatz. Dort stehen große Buchen, mir gefällt, wenn die Sonne durch die Blätter scheint, alles so schön grün ist und ich die Kinder dabei beobachten kann, wie sie in ihrem Spiel vertieft, die Wunder der Natur entdecken. Und vielleicht klopft in der Ferne ein Specht. Das können wir dann im Morgen-, oder Abschiedskreis aufgreifen, sein Klopfen und sein Flugbild nachahmen. Dies ist Umweltbildung auf höchstem Niveau.
Es kann aber auch sein, dass wir am Waldboden liegen und die Bäume und Wolken betrachten oder ein Mandala aus Blättern, Blüten, Zapfen und Steinen legen, das am nächsten Tag vielleicht schon wieder verschwunden ist.