
Porträt Kathrin
Strubbelliese:
Hallo Kathrin, kennst Du Dich eigentlich im Wald und der Natur ganz gut aus?
Kathrin:
Hm, ehrlich gesagt: Nein. Die Fülle und Vielfalt der Natur ist unbeschreiblich und unendlich….. ich lerne jeden Tag Neues - das erfüllt mich mit Demut und Dankbarkeit.
Hier im Wald hab´ ich schon sehr viele Geschenke erhalten: wir haben einmal einen Waldkauz bei Tag gesehen und entdecken jedes Jahr viele Feuersalamander auf unseren Waldreisen. Im Bach fanden wir schon einen Wasserskorpion und eine ganz junge Gelbbauchunke und einmal ist uns im Tipi sogar ein schwarzer Grubenlaufkäfer entgegen gekrochen – den gibt es kaum noch und er ist in der Regel nachtaktiv……das Ausgefallenste war ein junger Fischotter der auf der Bauwagenwiese seinen Spaß hatte – so einen hab´ ich bisher in freier Natur noch nie beobachtet.
Strubbelliese:
Stimmt das, dass man im Waldkindergarten sogar „Kochtag“ machen kann?
Kathrin:
Oh ja – und wie! Einmal in der Woche kochen wir ein leckeres Essen. Das ist toll, wenn es zur Brotzeit was Warmes gibt! Wir haben sogar einen Lehm-Ofen in dem wir schon Pizza und Apfel bzw. Zwetschgenstrudel gebacken haben; meist kochen wir allerdings über offenem Feuer und glaub´ mir, das schmeckt einzigartig…...die Kinder probieren hier viele Sachen, die sie zu Hause nicht mögen – in der frischen Luft und in der Gruppe schmeckt alles gleich doppelt so gut. Wir Betreuer achten darauf, dass wir Verschiedenes ausprobieren. Wir haben schon Rote-Linsen-Kokosmilch-Suppe gekocht, indisches Curry und stell Dir vor: sogar eine „süße Suppe“ hat die Caro mal mit den Kindern gekocht – mit Sellerie und Birnen und alle Kindern haben probiert……und manchmal kochen wir auch „nur“ Tee, heiße Schokolade oder einfach Griesbrei und das schmeckt sowieso allen – auch uns „Großen“.
Strubbelliese:
Wie bist Du auf die Idee gekommen, deine jüngste Tochter in den Waldkindergarten zu bringen und war das eine gute Entscheidung?
Kathrin:
Ich hab´ durch meine älteren Kinder verschiedene reformpädagogische Einrichtungen kennengelernt und mit dem Waldkindergarten schon eine Weile geliebäugelt – auch weil ich viel vom und über den Zieglreuther Waldkindergarten gehört habe….. ein bisschen hat mich die Fahrerei und das Organisatorische abgeschreckt – ich wohne nicht direkt im Einzug-Gebiet und bei meinem Sohn haben wir damals auch keinen Platz mehr bekommen. Meine Jüngste haben wir dann bald nach ihrer Geburt angemeldet und zum Glück hat´s geklappt!
Ja, ich finde, es war eine sehr, sehr gute Entscheidung! Von meinen drei Kindern ist sie diejenige, die nach wie vor bei jedem Wetter draußen sein mag und auch am Kreativsten mit Naturmaterialien ist – sie kann aus ganz wenig ganz viel machen und sie hat zum Wald ein sehr eigenes und besonderes Selbstverständnis. Und in Bezug auf mich persönlich war das eine ebenso wunderbare Entscheidung – dadurch bin ich selber hier im Wald „gelandet“.